Hans Brückl
Zwischen Braun und Rot
Zwischen Braun und Rot
Schon Ende der 60er Jahre begann Hans Brückl in der DDR, die politagitatorischen Zumutungen der SED-Propaganda zu dokumentieren. Zwölf Jahre nach dem Zusammenbruch des DDR-Regimes liegt nun diese basisnahe, facettenreiche und persönlich geprägte Studie zu Mißbrauch und Instrumentalisierung des DDR-spezifischen Antifaschismus vor. Geradezu plastisch wird an ein System erinnert, das heute von vielen, die sich als Antifaschisten verstehen, längst vergessen ist, gar verharmlost, wenn nicht glorifiziert wird. Dabei hatte dieses System mit dem vorangegangenen nationalsozialistischen Regime so viele Gemeinsamkeiten. Die Beispiele sprechen für sich.
Dabei wird auch ein erschütterndes Einzelschicksal geschildert.
Wilhelm Kunze, in den letzten Kriegsmonaten wegen „politischer Unzuverlässigkeit“ von den Nazis aus dem Dienst entlassener Wehrmachtsgeneral, wurde nach Kriegsende von einem sowjetischen Militär-Tribunal zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. 1953 vorzeitig in die DDR entlassen, trat er der NDPD bei und ließ sich in die SED-gesteuerte Propagandaarbeit unter ehemaligen Wehrmachtsoffizieren einspannen. Als Geheimer Informator der Stasi lieferte Kunze nicht genügend Informationen, äußerte sich zudem kritisch über die Zustände in der DDR und wurde so selbst zum Objekt der Mielke-Schnüffler. Im März 1960 wegen „staatsgefährdender Propaganda und Hetze“ zu einer Gefängnisstrafe von anderthalb Jahren verurteilt, starb der krebskranke Kunze im August 1960 in der Haft.
Brückl zeichnet anhand penibler Aktenrecherche und -dokumentation ein eindrückliches Bild der widerspruchsvollen Persönlichkeit Kunzes.
„Daß er die Fähigkeit zum kritischen Denken auch in der emotional aufgeheizten Atmosphäre des Kalten Krieges und des Blockdenkens im Schwarzweißklischee der zwei Lager offensichtlich nicht gänzlich verlor, ließ ihn zwischen die Stühle geraten.“
In Hans Brückls Studie, der ich eine vielfältige Beachtung in einer Zeit wünsche, in der von altbekannter Seite erneut Schindluder mit Begriff und Sachanliegen des Antifaschismus getrieben wird, findet sich ein reichhaltiges Anschauungsmaterial zu jener These [.] „Ein spezifischer Antifaschismus war konstitutives Element der SED-Diktatur.“
Aus dem Vorwort von Prof Dr. theol. Peter Maser
Mitwirkende
Vorwort von Peter Maser ist evangelischer Kirchenhistoriker, der sich besonders für die Aufarbeitung der SED-Diktatur einsetzt. 1968 Diplom der evangelischen Theologie an der Universität Halle. 1969 bis 1976 dort wissenschaftlicher Assistent, 1971 Promotion. 1976 verlor er seine Stelle, weil er einen Ausreiseantrag gestellt hatte. Ab 1977 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter des Kirchenamtes der EKD in Hannover und Lehrbeauftragter an der Universität Münster, wo er 1988 für Kirchengeschichte habilitiert wurde, 1993 Ernennung zum außerplanmäßigen Professor für Kirchengeschichte und Christliche Archäologie. Ab 2001 war er Direktor des Ostkirchen-Instituts sowie Leiter der Abteilung für Christliche Archäologie und Geschichte der Kirchlichen Kunst der evangelisch-theologischen Fakultät der Universität Münster. 2008 wurde er pensioniert.
Zum Buch
- ISBN 978-3-929351-14-9
- 1. Auflage 2001
- 272 Seiten
- Format: 21 cm / 15 cm / 2 cm
- Softcover
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