Hans Brückl:

Zwischen Braun und Rot

 

 

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Ausführlicher Titel:

Hans Brückl:

Zwischen Braun und Rot.

Der verordnete Antifaschismus der DDR und der "Fall" Wilhelm Kunze

1. Auflage 2001, 260 Seiten, DIN A5, broschiert

ISBN 3-929351-14-5
Preis: EUR 15,95 [D]

 

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Was steht in diesem Buch? 

Schon Ende der 60er Jahre begann Hans Brückl in der DDR, die politagitatorischen Zumutungen der SED-Propaganda zu dokumentieren. Zwölf Jahre nach dem Zusammenbruch des DDR-Regimes liegt nun diese basisnahe, facettenreiche und persönlich geprägte Studie zu Mißbrauch und Instrumentalisierung des DDR-spezifischen Antifaschismus vor. Geradezu plastisch wird an ein System erinnert, das heute von vielen, die sich als Antifaschisten verstehen, längst vergessen ist, gar verharmlost, wenn nicht glorifiziert wird. Dabei hatte dieses System mit dem vorangegangenen nationalsozialistischen Regime so viele Gemeinsamkeiten. Die Beispiele sprechen für sich.
Dabei wird auch ein erschütterndes Einzelschicksal geschildert.

Wilhelm Kunze, in den letzten Kriegsmonaten wegen „politischer Unzuverlässigkeit“ von den Nazis aus dem Dienst entlassener Wehrmachtsgeneral, wurde nach Kriegsende von einem sowjetischen Militär-Tribunal zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. 1953 vorzeitig in die DDR entlassen, trat er der NDPD bei und ließ sich in die SED-gesteuerte Propagandaarbeit unter ehemaligen Wehrmachtsoffizieren einspannen. Als Geheimer Informator der Stasi lieferte Kunze nicht genügend Informationen, äußerte sich zudem kritisch über die Zustände in der DDR und wurde so selbst zum Objekt der Mielke-Schnüffler. Im März 1960 wegen „staatsgefährdender Propaganda und Hetze“ zu einer Gefängnisstrafe von anderthalb Jahren verurteilt, starb der krebskranke Kunze im August 1960 in der Haft.

Brückl zeichnet anhand penibler Aktenrecherche und -dokumentation ein eindrückliches Bild der widerspruchsvollen Persönlichkeit Kunzes. „Daß er die Fähigkeit zum kritischen Denken auch in der emotional aufgeheizten Atmosphäre des Kalten Krieges und des Blockdenkens im Schwarzweißklischee der zwei Lager offensichtlich nicht gänzlich verlor, ließ ihn zwischen die Stühle geraten.“

In Hans Brückls Studie, der ich eine vielfältige Beachtung in einer Zeit wünsche, in der von altbekannter Seite erneut Schindluder mit Begriff und Sachanliegen des Antifaschismus getrieben wird, findet sich ein reichhaltiges Anschauungsmaterial zu jener These [...] „Ein spezifischer Antifaschismus war konstitutives Element der SED-Diktatur.“

Aus dem Vorwort von Prof Dr. theol. Peter Maser

 
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 Inhalts-
verzeichnis
Im folgenden finden Sie das Inhaltsverzeichnis (mit Seitenzahlen) von Zwischen Braun und Rot:
 

Ein spezifischer Antifaschismus als konstitutives Element der SED-Diktatur – Vorwort (von Prof. Dr. theol. Peter Maser) 9

Erster Teil: Der verordnete Antifaschismus – Integrationsideologie
und Herrschaftsinstrument der SED-Diktatur

Die Helden, die Wunderkinder und die Krupps & Krauses 15
In der großen Drift: „Weder Helden noch Schufte“ 15
Krupp und Krause – Verlierer und Sieger der Geschichte 18
Die „fünfte Grundrechenart“ 22
Die Gnade der Reue, Gewissenserforschung und der Feind,
der Blauhemden in Bomberjacken verwandelt 25
Sieger bedürfen nicht der Reue 25
Antifaschismus – „der heiligste Schwur“ 27
Die Lebenslüge – Triumph des ahistorischen Bewußtseins 31
Uniformwechsel, zweierlei Maß
und die zweieiigen Zwillinge 35
„Der Staat der nationalen Erfüllung“ 35
Farbwechsel 38
Uniformwechsel 50
Von Buchenwald nach Waldheim: Die Kontinuität des Terrors 55
Zweierlei Arten von schlechtem Gewissen, schlechte Krimis und
Deutsch im schlechtesten Sinne des Wortes 58
„Der Unwert des Einzelnen vor der Institution“ –
alter und neuer Kollektivismus 58
National- und Realsozialismus – alter und neuer Totalitarismus 60
Vom „Juden“ zum Klassenfeind – alte und neue Feindbilder 61
Rassen- und Klassenkampf – alte und neue Heilslehre 68
Hitler und Stalin – alter und neuer Führerkult 75
17. Juni 1953 und Mauerbau – der Antifaschismus siegt 79
Die antifaschistische Elitegesellschaft –
Verdrängen und Verbiegen der Geschichte 81
Die Mörder von Oradour und die Richter von Waldheim –
antifaschistisch-sozialistische Volksjustiz 86
„Des Teufels General“ zwischen Hitler und Ulbricht,
vier Armeen und die soldatischen Tugenden im Wandel 93
Die Teufelsgeneräle – in Wehrmacht und NVA 93
Die Unbesiegbaren 97
Die Militarisierung der Gesellschaft 101
Hassen lernen für die „Friedensarmee“ 107
Uniformwechsel II 112

Zweiter Teil: „Des Teufels General“
Die Heldenstadt und die Anti-Helden 117
Die Ausnahme, welche die Regel bestätigt 123
Zwischen den Stühlen 125
Auf dem Weg in die Kasinogesellschaft 126
Der Erste Weltkrieg und das Ende des Kaiserreichs 129
Von Weimar zum Zweiten Weltkrieg 132
Im Zweiten Weltkrieg 136
Umerziehung 141
In den Fängen der Staatssicherheit 143
Die „Friedensfreunde“ 148
Das Ende 151
Das „Bildungsprivileg“ der verpaßten Chancen 152

Anhang
Dokumenten-Anhang 155
Bilder-Anhang 241
Anmerkungen 253
Index 259

 
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 Einleitung zum Buch  Im folgenden finden Sie das Vorwort von Prof. Peter Maser:
 

Vorwort

Ein spezifischer Antifaschismus als konstitutives Element der SED-Diktatur

Im März 1993 stellte Günter Fippel vor der Enquete-Kommission des Bundestages „Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland“ fest: „Zwischen 1948 und 1953 wurde der Kampfbegriff ‚Antifaschismus’ (unter außenpolitischem Aspekt) zum Schrittmacher sowjetischer Expansionspolitik und innerhalb der SBZ/DDR – zum Zweck ihrer totalen Stalinisierung – zur Integrationsideologie und zum Herrschaftsinstrument in den Händen der führenden Kaste.“1 Diese Charakterisierung des „verordneten Antifaschismus“ in der DDR konnte von keiner Seite bestritten werden. Sie muß aber ergänzt werden durch das wichtige persönliche Votum des damaligen Vorsitzenden der Enquete-Kommission, Rainer Eppelmann, MdB. Der prominente DDR-Bürgerrechtler erinnerte sich: „Antifaschisten wollten wir alle sein, hatten wir doch schon als Schüler durch Besuche in KZ-Gedenkstätten, durch eindrucksvolle Filme und Romane, vor allem aber auch durch persönliche Begegnungen mit antifaschistischen Widerstandskämpfern zumindest eine Ahnung davon vermittelt bekommen, welche Lebenserfahrung hinter jener Formel stand, die wir auswendig lernten: ‚Faschismus, das ist die offene Diktatur der reaktionärsten, am meisten chauvinistischen Kreise des Finanzkapitals.’ Wenn sich die SED-Diktatur in einem Punkt mit den von ihr beherrschten Menschen einig wissen durfte, dann war es dieser: Niemals wieder Faschismus und niemals wieder Faschisten in Deutschland! Noch in der Zeit der Wende beschworen höchst achtenswerte Vertreter der Bürgerbewegung, die die SED-Diktatoren zum Abdanken gezwungen hatten, den Antifaschismus als Kern jener Vergangenheit, die es durch die Umbrüche hindurch zu erhalten gelte. Diese Menschen hatten noch nicht erkennen können, in welcher skrupellosen Weise die SED-Machthaber auch das Ideal des Antifaschismus nur noch als Alibi ihrer eigenen autoritären Herrschaft einsetzten und mißbrauchten.“2
Hans Brückl, geboren 1950 in Leipzig, Bibliothekar an der Deutschen Bücherei in Leipzig, an der Kirchlichen Hochschule Naumburg und heute an der Universitätsbibliothek Erfurt, ist auch als Publizist und Referent immer wieder mit sachkundigen und engagierten Beiträgen zur deutschen Zeitgeschichte, aber auch mit einer gehaltvollen Studie zur Hl. Elisabeth von Thüringen, hervorgetreten. Seine Publikation „Zwischen Braun und Rot“ untersetzt die Erkenntnisse zum „verordneten Antifaschismus“ in der DDR, die die Enquete-Kommissionen des Deutschen Bundestages zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, aber auch eine inzwischen etablierte Forschung zu diesem Thema formuliert haben, mit einer reichen Fülle von Einsichten und Belegen. Zu einem Zeitpunkt, als das Desaster des SED-Regimes noch nicht abzusehen war, begann Hans Brückl sehr sorgfältig zu registrieren und zu dokumentieren, was es da alles an „antifaschistischen“ Zumutungen im Rahmen der SED-Propaganda gab. Er schaute sich deshalb diverse Filme und Fernsehsendungen an, schnitt einschlägige Rundfunksendungen mit und hörte auch in seinem persönlichen Umfeld sehr präzise zu, wenn da vom „Antifaschismus“ die Rede war. So entstand in den letzten Jahren zunächst eine basisnahe, facettenreiche und auch sehr persönlich geprägte Studie zum Mißbrauch und zur Instrumentalisierung des DDR-spezifischen „Antifaschismus“, wie wir sie bisher noch nicht kannten.
Im zweiten Teil seines Buches stellt der Autor dann ein erschütterndes Einzelschicksal vor. Am 20. August 1960 verstarb im Haftkrankenhaus Klein-Meusdorf bei Leipzig Wilhelm Kunze, geb. 1894, ehemaliger General der Deutschen Wehrmacht. Kunze, der es noch in der Kaiserzeit bis zum Oberleutnant und Kompanieführer gebracht hatte, 1934 zum Major und 1942 zum Oberst befördert wurde, um schließlich 1943 den Rang eines Generalmajors zu erreichen, wurde nach Kriegsende 1949 von einem sowjetischen Militär-Tribunal in Minsk zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. 1953 aus der Haft in die DDR entlassen, trat er in die NDPD ein, ließ sich in die SED-angeleitete Propagandaarbeit unter ehemaligen Wehrmachtsoffizieren einspannen und bekleidete eine wissenschaftliche Mitarbeiterstelle an der Kriegsgeschichtlichen Forschungsstelle Dresden des DDR-Ministeriums für Verteidigung. Als Geheimer Informator (GI) des MfS unter dem Tarnnamen „Trocken“, der auch über Kontakte zu „sowjetischen Organen“ verfügte, konnte sich Kunze bis in das Frühjahr 1959 halten. Dann wurde er selbst zum Objekt der Mielke-Schnüffler und – bereits schwer krank – im Sommer 1959 inhaftiert. Im Februar 1960 lag die Anklageschrift gegen Wilhelm Kunze vor, in der ihm „staatsgefährdende Propaganda und Hetze“ vorgeworfen wurde. Am 23. März 1960 verurteilte ihn das Bezirksgericht Leipzig darauf hin zu einer Gefängnisstrafe von anderthalb Jahren. Fünf Monate später starb der krebskranke Häftling an „akutem Herz- und Kreislaufversagen“. Das Gesuch seiner Frau, dem Todkranken Haftverschonung und eine Behandlung in der Leipziger Universitätsklinik zu gewähren, war von den DDR-Behörden abgelehnt worden.
Hans Brückl zeichnet auf der Grundlage einer peniblen Aktenrecherche und -dokumentation ein eindrückliches Bild der widerspruchsvollen Persönlichkeit Kunzes nach. Dieser gehörte zu den Patienten von Brückls Mutter, die als Zahnärztin in Leipzig praktizierte, und sein Schicksal beschäftigte schon den Heranwachsenden. Der ehemalige General geriet zwischen die Mühlsteine der Konfrontationen, die seine Lebensspanne prägten. Zusammenfassend urteilt der Autor über Wilhelm Kunze: „Daß er die Fähigkeit zum kritischen Denken auch in der emotional aufgeheizten Atmosphäre des Kalten Krieges und des Blockdenkens im Schwarzweißklischee der zwei Lager offensichtlich nicht gänzlich verlor, ließ ihn zwischen die Stühle geraten.“
„Der ‘Antifaschismus’ in seiner spezifischen SED-Variante hat eine faszinierende Wirkung ausgeübt. Er bezog auch solche Menschen in kommunistische Strategien ein, die diesen Gesellschaftsentwurf eigentlich ablehnten. Wer sich mit dem ‘Antifaschismus’ in der DDR konfrontiert sah, hatte immer mit der Schwierigkeit zu tun, einen ursprünglichen, echten und wahren Antifaschismus von dem zu trennen, was die SED-Machthaber daraus gemacht hatten. Ständig war die Frage zu beantworten, wie viele der Entstellungen des ‚Antifaschismus’ man bereit war, in Kauf zu nehmen, um dessen eigentliches und ursprüngliches Anliegen nicht gleich mit über Bord zu werfen. Diese Unsicherheiten kennzeichneten noch den Appell ‘Für unser Land’ vom November 1989, in dem Künstler, Wissenschaftler, Kirchenvertreter und Bürgerrechtler den Erhalt der DDR als ‘sozialistische Alternative zur Bundesrepublik’ forderten, um fortzufahren: ‘Noch können wir uns besinnen auf die antifaschistischen und humanistischen Ideale, von denen wir einst ausgegangen sind.’ Dieser sehr späte Ruf ‘ad fontes’, also zu einer ‘Reformation’ der DDR, mußte auch deshalb ungehört verklingen, weil der Begriff und das Ideal des ‚Antifaschismus’ von den SED-Machthabern so gründlich mißbraucht worden war, daß er bis auf weiteres aus dem Verkehr gezogen werden sollte, ohne daß damit das Anliegen des antitotalitären Grundkonsenses in einer demokratischen Gesellschaft in Frage gestellt werden darf.“ Mit diesen Worten beschloß ich im November 2000 mein Referat „Faszination des Kommunismus: Antifaschismus“ bei der Berliner Konferenz der Bundeszentrale für politische Bildung „Kommunismus – Utopie und Wirklichkeit“3. In Hans Brückls Studie, der ich eine vielfältige Beachtung in einer Zeit wünsche, in der von altbekannter Seite erneut Schindluder mit Begriff und Sachanliegen des Antifaschismus getrieben wird, findet sich ein reichhaltiges Anschauungsmaterial zu jener These, die Bernd Faulenbach/Bochum in einem einzigen Satz komprimierte: „Ein spezifischer Antifaschismus war konstitutives Element der SED-Diktatur.“4

Prof. Dr. theol. Peter Maser ist Professor für Kirchengeschichte und christliche Archäologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, Ostkirchen-Institut, sowie wissenschaftlicher Mitarbeiter des Kirchenamtes der EKD, Hannover, Ostkirchenausschuß.

 

 
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Wer ist der Autor?

 

Hans Brückl (geb 1950 in Leipzig) ist Bibliothekar an der Universitätsbibliothek Erfurt und als Publizist und Referent immer wieder mit sachkundigen und engagierten Beiträgen zur deutschen Zeitgeschichte, aber auch mit einer gehaltvollen Studie zur Heiligen Elisabeth von Thüringen, hervorgetreten.

 
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